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Hygiene in Krankenhäusern und Pflegeheimen ist akut gefährdet
01.04.2020, Bremen / Oldenburg / Osnabrück / Wilhelmshaven
Viele Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in Niedersachsen und Bremen haben ihre Hygiene-Vorkehrungen bislang nicht ausreichend auf die Corona-Krise angepasst. Zu diesem Ergebnis sind wir nach Gesprächen mit Reinigungskräften gekommen, die im Gesundheitsbereich arbeiten.
Christian Wechselbaum, Regionalleiter der IG BAU Weser-Ems erklärte dazu gegenüber der Presse: „Wir laufen Gefahr in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen einen Hygiene-Notstand zu erleben. Die Arbeitssituation der Reinigungskräfte wurde in vielen Häusern bislang vernachlässigt. Reinigungskräfte werden teilweise nicht zum Umgang mit dem Corona-Virus geschult, sind schlecht ausgestattet und haben im Vergleich zu anderen Berufsgruppen weniger Rechte, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung. Dabei sind Reinigungskräfte die erste Verteidigungslinie gegen das Corona-Virus. In der aktuellen Lage droht die Hygiene dort zu leiden, wo sie am nötigsten ist.“
In der vergangenen Woche hatten wir exemplarisch Reinigungskräfte aus verschiedenen Einrichtungen in Bremen, Oldenburg, Wilhelmshaven und Osnabrück befragt. Dabei wiederholten sich durchgehend vier wesentliche Problemfelder:
- Sehr oft bestehen Ängste, dass sich die Reinigungskräfte selber infizieren, wenn sie in Zimmern mit Corona-Patienten oder Verdachtsfällen arbeiten. Diesen Ängsten wird bislang nur in wenigen Häusern mit zusätzlichen Unterweisungen/Schulungen begegnet. In einzelnen Fällen haben sich Reinigungskräfte bereits geweigert entsprechende Zimmer zu reinigen.
- Kinderbetreuung wird nur in wenigen Krankenhäusern für Reinigungskräfte direkt hausintern angeboten. Ein Rechtsanspruch auf Notfallbetreuung in regulären Kindertageeinrichtungen besteht für Reinigungskräfte aus Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen derzeit nicht. Das führt zu Fehlzeiten von Reinigungskräften oder zu Verschiebungen von Reinigungszeiten in den Häusern.
- Schutzausrüstungen, insbesondere Masken für den Mund- und Nasenbereich, werden nur teilweise an Reinigungspersonal ausgegeben. Aufgrund fehlender Unterweisungen bestehen zudem große Unsicherheiten über die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit von Atemschutzmasken.
- Desinfektionsmittel werden oftmals nur in knappen Mengen zur Verfügung gestellt oder es ist nicht geklärt, welche Mittel verwendet werden sollen.
Wir werden jetzt mit den Leitungen von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, den Arbeitgebern der Reinigungsunternehmen, sowie der Politik über diese Probleme sprechen.
Unser Regionalleiter hat öffentlich dabei drei Schwerpunkte benannt: „Um Personalausfall zu vermeiden müssen Reinigungskräfte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen schnellstens zu systemrelevanten Berufsgruppen erklärt werden, damit sie Zugang zur Notfallbetreuung bekommen. Wer in Gesundheitseinrichtungen täglich für Sauberkeit sorgt muss ordentlich geschult und ausgestattet werden. Und der Arbeitsdruck in der Reinigung muss entschärft werden.Mit Turbo-Putzen wurden die Kolleginnen immer weniger und die Flächen immer größer. Damit muss Schluss sein! Sonst wird mit der Gesundheit vieler Menschen gespielt.“