Einigung im Tarifkonflikt: 700.000
Reinigungskräfte bekommen mehr Geld

Mindestlohn in der Gebäudereinigung steigt um 11 Prozent

Tarifstreit im Gebäudereiniger-Handwerk beigelegt: Die rund 700.000 Reinigungskräfte
in Deutschland bekommen deutlich mehr Geld. In drei Stufen steigt der Mindestlohn in
der Branche um insgesamt elf Prozent. Zum Januar erhöht sich der Einstiegsverdienst
von derzeit 10,80 Euro auf 11,11 Euro pro Stunde. Ab 2022 steigt die Lohnuntergrenze
auf 11,55 Euro, 2023 auf zwölf Euro. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-
Umwelt (IG BAU) nach dem Ende der vierten Tarifverhandlung für die Branche in der
Nacht zum Mittwoch mit. „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie sehr es auf Sauberkeit
und Hygiene in Krankenhäusern, Schulen und Büros ankommt. Für ihre Arbeit unter
erschwerten Bedingungen erhalten die Beschäftigten nun eine faire Anerkennung“, sagt
IG BAU-Verhandlungsführerin Ulrike Laux.

 

Nach Angaben der Gewerkschaft arbeiten drei Viertel aller Beschäftigten zum
Branchenmindestlohn. Für sie bedeute die Einigung ein „kräftiges Plus“ und einen
„großen Schritt heraus aus dem Niedriglohnsektor“, so Laux. Die IG BAU habe sich mit
der Forderung nach einem Mindestverdienst von zwölf Euro pro Stunde durchgesetzt,
wenngleich dieser erst in zwei Jahren greife. Der Tarifvorschlag zwischen der IG BAU
und dem Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) sieht außerdem
deutliche Lohnsteigerungen für gelernte Kräfte vor. So kommen Beschäftigte in der OPReinigung auf ein Plus von insgesamt 8,7 Prozent. Glas- und Fassadenreiniger erhalteninsgesamt 7,6 Prozent mehr und verdienen nach der dritten Tariferhöhung 15,20 Euro pro Stunde.


Hauptstreitpunkt in den Tarifverhandlungen war die unterschiedliche Bewertung der
Folgen der Corona-Krise auf die Branche. Nach Informationen der IG BAU hat sich die
Arbeitsbelastung von Reinigungskräften im Zuge der Pandemie erhöht. In vielen Firmen
sei die Arbeitszeit heraufgesetzt worden, um zusätzliche Aufgaben wie die
Desinfektionsreinigung zu bewältigen. Kurzarbeit spiele nur vereinzelt, etwa in der
Flughafenreinigung, eine Rolle.


„Bei jetzt wieder rasant steigenden Infektionszahlen setzen sich Reinigungskräfte einer
erhöhten Ansteckungsgefahr aus. Für ihre meist unsichtbare Arbeit erfahren sie jetzt
endlich mehr Wertschätzung“, unterstreicht Laux. Die Arbeitgeber argumentierten mit der
unsicheren wirtschaftlichen Lage der Branche. Nach Einschätzung der IG BAU dürften sich die Umsätze in diesem Jahr trotz Corona auf dem hohen Niveau der Vorjahre
bewegen.

Enttäuscht zeigte sich die Gewerkschaft über die fehlende Verhandlungsbereitschaft
beim Thema Weihnachtsgeld. „Reinigungskräfte verstehen nicht, warum sie leer
ausgehen sollen, während die Sonderzahlung am Jahresende in den meisten Branchen
selbstverständlich ist“, sagt Laux. Immerhin werde eine Vereinbarung aus dem
Rahmentarifvertrag fortgesetzt, nach der Gewerkschaftsmitglieder in Innungsbetrieben in
den kommenden drei Jahren einen Weihnachtsbonus erhalten.


Die Gebäudereinigung gilt als eine der größten Handwerkssparten in Deutschland. Im
vergangenen Jahr setzte die Branche 19,6 Milliarden Euro um. Die tariflichen
Mindestlöhne – die unterste Lohngruppe sowie die Glas- und Fassadenreinigung –
werden in der Regel vom Bundesarbeitsministerium für allgemeinverbindlich erklärt.
Damit haben alle Beschäftigten in Reinigungsfirmen Anspruch auf die Lohnuntergrenzen

Gebr
Zum Januar erhöht sich der Einstiegsverdienst
von derzeit 10,80 Euro auf 11,11 Euro pro Stunde