Geschichten aus dem Rechtsschutz der IG BAU Weser-Ems heute aus Bremen

 heute aus Bremen

Neulich kam ein Kollege zu uns mit einem ganz besonderen Problem.

Das Arbeitsamt hatte ihm das Arbeitslosengeld gestrichen, weil er eine Beschäftigung aufgenommen hat.

So weit so gut.

Allerdings bestand die Beschäftigung darin, dass der Kollege in den Zügen des Nahverkehrs Pfandflaschen sammeln sollte. Bei den sogenannten Arbeitgebern handelte es sich um eine namenlose Gruppe von Leuten, die ihn mit einer Hotline Nummer anrief und ihm seine Einsatzorte mitteilte.  Wenn er für mehr als 20 € Pfandflaschen gesammelt hatte, dann wurde der Überschuss durch 4 Personen geteilt. Das war sein Einkommen.

Er wurde von den Arbeitgebern, die nicht identifiziert werden konnten, dazu aufgefordert, illegale Tätigkeiten auszuüben, deren er sich nicht bewusst war.

Er hatte eine Anzeige der Deutschen Bahn wegen Diebstahls bekommen sowie Bahnhofsverbot in einigen Bahnhöfen.

Erst jetzt wurde ihm bewusst worauf er sich da eingelassen hatte.

Wir haben ihm dringend geraten, mit der Arbeit aufzuhören. Kündigen konnte er nicht, da er nicht wusste, bei wem er kündigen sollte. Die Adresse, die er von der Firma hatte, war nur ein Scheinbriefkasten.

Als er mit dem Job aufhören wollte, wurde er bedroht, und in seine Wohnung wurde zufällig zu dem Zeitpunkt eingebrochen.

Der Arbeitgeber hat ihn nicht sozialversicherungspflichtig bei der Krankenkasse angemeldet. Als er einen Unfall hatte, wurde er beim Krankenhaus deswegen abgewiesen.

Wir haben natürlich gegen den Bescheid des Arbeitsamtes Widerspruch eingelegt.

Das ging uns aber nicht schnell genug, der Kollege hatte überhaupt kein Geld mehr und war nicht mehr krankenversichert. Also haben wir das Arbeitsamt nochmal gesondert angeschrieben und dort mehrmals telefonisch auf den Putz gehauen.

Der Kollege bekommt wieder Arbeitslosengeld, ist wieder krankenversichert und will zur Sicherheit seine Handynummer wechseln.

Eure Andrea und Katarina vom Rechtsschutz der IG BAU Weser-Ems

Bild von Jörg Möller auf Pixabay
Bild von Jörg Möller auf Pixabay