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Vize-Präsident der Handwerkskammer im Gespräch

Felix Groell: Moin Thomas, du bist Gewerkschafter in der IG BAU und seit fast genau zwei Jahren Vize-Präsident der Handwerkskammer Bremen. Aus welchem Handwerk kommst du und was sind deine Aufgaben als Vize-Präsident der Kammer?

Thomas Sengewald: Moin Felix! Ich bin Maler und seit vielen Jahren aktiv in der IG BAU-Fachgruppe für das Maler- und Lackierer-Handwerk. Im Juni 2019 bin ich als Vize-Präsident der Handwerkskammer gewählt worden, für die Seite der Arbeitnehmer*innen. Der Präsident kommt von den Arbeitgeber*innen. Das heißt ich entscheide mit, wenn es etwa um die Strategie der Handwerkskammer geht oder um Investitionen, z.B. in das Kompetenzzentrum der Handwerkskammer in Bremen-Walle. Außerdem bin ich gut vernetzt, zum einen mit den Vize-Präsident*innen der weiteren 52 Handwerkskammern in Deutschland und natürlich mit den Gewerkschaften im DGB. Wir Vizes für Arbeitnehmer*innen machen also Lobbyarbeit für die Beschäftigten im Handwerk. Allein in Bremen arbeiten über 30.000 Beschäftigte im Handwerk.

Was beschäftigt denn die Handwerkskammer während der Corona-Pandemie besonders?

Jetzt in der Pandemie stehen für uns die Fachkräftesicherung und die Sicherstellung der Ausbildung im Vordergrund. Es müssen kreative Ideen entwickelt werden, damit Betriebe weiterhin ausbilden. Denn manche Betriebe, etwa aus dem Friseur-Handwerk, mussten aufgrund der Pandemie ja komplett schließen. Dann können die auch nicht ohne weiteres ausbilden. Und in dieser Situation berät die Handwerkskammer die Betriebe, gibt Hilfestellungen und macht Angebote. Mit Beginn von Pandemie und Lockdown stand das Telefon bei uns nicht mehr still. Was die Ausbildung betrifft, geht es uns nicht nur darum die Ausbildungszahlen zu stabilisieren, sondern natürlich auch die Qualität zu sichern, z.B. durch digitale Angebote für Auszubildende und Betriebe.

Die Pandemie wird eines Tages zu Ende gehen. Thomas, vor welchen Herausforderungen steht das Handwerk dann in den nächsten Jahren?

Die Digitalisierung wird eine große Rolle im Handwerk und für die Handwerkskammer spielen. Und wie wir am aktuellen Baustoffmangel sehen, werden globale Lieferketten für das Handwerk eine zunehmende Herausforderung darstellen. Für das Bauhauptgewerbe wird die Knappheit beim Sand ein großes Thema werden. Da muss man in Zukunft vielleicht auch umdenken. Baut man noch so wie heute oder geht man auf Zukunftstechnologien wie Holzbauweisen ein? Für uns in der Handwerkskammer spielt Umwelt und Nachhaltigkeit jedenfalls eine große Rolle.

Nicht zuletzt wird uns in der Kammer natürlich auch die Aufarbeitung der Pandemie beschäftigten. Denn erst mit einigem Abstand zur Pandemie werden wir wohl erst erkennen, welche Handwerksbetriebe überlebt haben und welche nicht.

Zuletzt würde ich gerne wissen, wie du dein Engagement in der Handwerkskammer mit der IG BAU verbindest? Kommt das eine Engagement dem anderen auch zu Gute?

Ja, klar. Ich nehme mal ein Beispiel: In der Vollversammlung der Handwerkskammer sitzen ja auf der einen Seite die Arbeitgeber*innen und auf der anderen die Arbeitnehmer*innen. Als Vorsitzender der IG BAU-Fachgruppe für das Maler- und Lackierer-Handwerk kann ich solche Anlässe natürlich nutzen, um Kontakte zur Maler-Innung zu knüpfen und mal Gespräche zu führen mit den Arbeitgeber*innen, nicht nur im Maler- und Lackierer-Handwerk. Für alle anderen Handwerke gilt das natürlich auch. In der Handwerkskammer können also Gewerkschafter*innen aus den Handwerksbranchen der IG BAU ihre Interessen und ihre Themen einbringen und sich vernetzen. Das hilft und schafft Respekt!

Lieber Thomas, vielen Dank für das Gespräch!

Thomas Sengewald